33. Internationale Saalfelder "Hatz auf die Katz"

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Geschichte der Bergrennen von Saalfeld nach Arnsgereuth.

Gedenkstein

Ein Gedenkstein, der für die Ewigkeit die Geschichte erzählt.

Wir freuen uns Ihnen in unseren Brief die Geschichte des Bergrennens von Saalfeld nach Arnsgereuth zu erzählen und wie es zu unserem Gedenkstein gekommen ist, der die Geschichte für die Ewigkeit erzählt.

Unser Brief zum Gedenkstein:

Liebe Motorsportfreunde aus Nah und Fern, normalerweise errichtet man Gedenksteine für ernste Themen, die sich zwangsläufig aus der Geschichte Deutschlands ergeben. 

Heute jedoch gibt es genügend Grund, um mit Freude und einem Strahlen im Gesicht über die Hintergründe dieses Gedenksteines zu sprechen! 

Schauen wir über hundert Jahre zurück in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieges. 

Die schweren Kriegsjahre hatten nicht nur die Wirtschaft fast zum Erliegen gebracht. Das soziale Gefüge war massiv gestört und überall gab es politisch motivierte Aufruhr in den größeren Städten. Mit der Ausrufung der Weimarer Republik war die Kaiserzeit vorbei und mit der Unterzeichnung des Versaillers Vertrages im Juni 1919 war der erste Weltkrieg endgültig auch „anerkannt“ verloren, da Deutschland die alleinige Kriegsschuld zugewiesen bekommt. Die Inflation nahm weiter zu und es fehlte an Allem. Die Wirtschaft lahmte, da es an qualifizierten Arbeitskräften, Maschinen und Material mangelte. 

Die Bevölkerung litt Armut und Hunger. 

Die wenigen noch fahrfähigen Kraftfahrzeuge konnten dennoch nicht fahren, da u.a. die „Beschlagnahmung von Kraftwagenbereifungen“ und das fehlende Kraftstoffangebot eine Benutzung schlichtweg unmöglich machte. 

Die deutschen Automobilbauer hatten in den letzten Kriegsjahren kaum noch PKW herstellen können und begannen nun beim technischen Stand von 1913 von Neuem. Schmerzhaft mussten sie konstatieren, dass durch das Auszehren der Technik während des Kriegs die erzielbare Qualität ihrer Produkte schlechter war als vor dem Krieg. 

Im am 1. Mai 1920 gebildeten Thüringen gab es zu dieser Zeit gerade mal um die 1.600 PKW. Statistisch gesehen wären das für Saalfeld ca. 17 PKWs. 

Dennoch unternahmen in diesen düsteren Zeiten Thüringer Motorsportfreunden mehrfach Anlauf, um auch hier in Thüringen ihre Kräfte im Motorsport zu messen! Diese Autler waren zum größten Teil im ADAC organisiert und zum Frühjahrs-Gautag 1921 in Jena konnte endlich berichtet werden, dass das allgemeine Fahrverbot und die Beschlagnahmung von Fahrzeugen durch die Behörden aufgehoben wurden und Benzin von der „Zwangswirtschaft“ befreit wurde. 

Am Himmelfahrtstag, dem 7. April 1921 sollte das erste Gabelbachbergrennen nach dem Krieg stattfinden. Bedingt durch starken Schneefall wurde das Rennen abgebrochen und am 19. Juni neu gestartet. 

Am 22. Mai 1921 startete das erste Automobilbahnrennen nach dem Ersten Weltkrieg auf der Opel-Bahn in Rüsselsheim. 

Und am 19. September 1921 eröffnete die erste deutschen Autorennstrecke, die Automobil-, Verkehrs- und Übungsstraße (AVUS) in Berlin und am 24. 

September wurden die ersten Autorennen auf der AVUS zwischen Berlin und Wannsee ausgetragen. 

Genau in diese Zeit fiel der Start zum ersten Wettbewerb für Automobile und Motorräder auf der Strecke von Saalfeld nach Arnsgereuth. Am 18. September 1921 gingen 23 Motorräder und 13 Automobile an den Start, um die 3,5 km Bergstrecke zu bewältigen und anschließend eine Flachstrecke im fliegenden Start zu durchfahren. 

Diese Veranstaltung in Saalfeld war als Abschluss des ADAC-Sportjahres 1921 geplant, nachdem die Thüringer Motorrad- und Automobilbauer bereits zum bedeutenderen Gabelbachrennen in Ilmenau ausgezeichnete Platzierungen einfahren konnten. 

Und die Zeiten, die auf der Bergstrecke nach Arnsgereuth gefahren wurden, konnten sich sehen lassen! Die Strecke von Saalfeld zum Arnsgereuther Berg war um ca. 200 m länger dabei aber bedeutend kurvenreicher als die Ilmenauer. 

Die Durchschnittsgeschwindigkeiten der Schnellsten, die in Saalfeld erzielt wurden, betrugen für die Automobile 54 km/h und bei den Motorradfahrern hervorragende 63 km/h, gefahren von Max Krieger auf einer Suhler Krieger & Gnädig. Der namhafte Konstrukteur und Technische Direktor der Apollo-Werke (Apolda), Karl Slevogt, gewann auch in Saalfeld die Gesamtwertung der Automobile auf seinem Apollo. 

Einen werbewirksamen Klassensieg konnte der Direktor und Firmeninhaber Karl Koch mit einem weißen Kleinwagen „Koco“ einfahren, welcher in seinem Unternehmen in Erfurt gebaut wurde. Diesen Preis gewann Koch dank eines ausgezeichneten Wertungsfaktors in seiner Klasse. 

Kurios verlief das anschließende Flachrennen, dessen Ergebnisse Anlass für Witzeleien boten. Die offiziellen Zeitnehmer versäumten die Uhren zu synchronisieren, so dass die Ankunftszeit der Fahrer im Ziel vor ihrer Startzeit lag. Hierzu gab es dann auch den passenden Kommentar eines anwesenden Doktors der Philosophie: „Meine Damen und Herren, was wir soeben erlebt haben, ist nichts mehr und nicht weniger als eine ungeheuerliche Bestätigung und Bereicherung der Relativitätstheorie des Professors Einstein über Raum und Zeit.“ Das Flachrennen wurde annulliert und nie wieder auf dieser Strecke ausgefahren. 

Im Jahr 1924 wurde das zweite Rennen auf der bis „Hohe Eiche“ verlängerten Strecke durchgeführt. Dieses 2. Rennen gestaltete sich in den Klassen der Automobile als Triumphzug der Arnstädter Automobilfirma „Ley“. Der Gesamtsieger hieß Hans-Joachim Schaede, ein Saalfelder Industrieller, auf einem „Ley“-Sportwagen mit Tagesbestzeit. 

Das 3. Bergrennen wurde 1926 ausgefahren und am 22. Mai 1927 erfolgte der Start zum 4. Mal auf der bis Reichmannsdorf verlängerten Bergrennstrecke. 

Diese Veranstaltung sollte zugleich das letzte Rennen an dieser Stelle in den „Goldenen Zwanziger“ sein. 

Rückblickend darf mit Fug und Recht festgestellt werden, dass die Geschichte der Bergrennen von Saalfeld nach Arnsgereuth bis Reichmannsdorf als Glanzpunkte ihren Platz im Thüringer und Deutschem Motorsport gefunden haben. Hier fuhren große Namen aus der Fahrzeugindustrie und dem Rennsport. Hier wurde Motorsport vom Feinsten geboten! Hier fuhren die Chefs noch aktiv Rennen, hier testete der Konstrukteur noch selbst! Hier war beim Rennen der Puls des Thüringer Motorsports für jedermann zu spüren! Hier empfingen die Zuschauer nicht nur die Sieger mit Jubel! 

Mit diesem Gedenkstein wird die Geschichte der Bergrennen sichtbar, werden die Erinnerungen wachgehalten. Ich denke, wir haben allen Grund auf die Pioniere des Thüringer Motorsports stolz zu sein! Ihnen sie dieser Gedenkstein gewidmet! 

Ich bin zu großem Dank verpflichtet, dass ich die Ehre hatte, für sie die Geschichte der Bergrennen von Saalfeld nach Arnsgereuth nochmal erzählen zu dürfen. 

 

Vielen Dank! 

 

Verfasser: Dr. Göran Cialla